Was man in Finnland essen sollte – typische Gerichte

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Salmon soup server at the terrace of Löyly restaurant in Helsinki.

Foto: Julia Kivelä

Die Geschichte des finnischen Essens

Die finnische Esskultur ist besonders traditionell und von den kurzen, aber hellen Sommern und den strengen Wintern geprägt. Jahrhundertelang hing das Überleben vom Wissen um richtiges Konservieren, Aufbewahren und Improvisieren ab. Eingelegtes Gemüse, getrocknete Pilze und eingemachte Beeren waren keine Frage des Lifestyles. Sie waren lebensnotwendig. Diese Auffassung lebt auch heute noch in der finnischen Küche weiter.

Denn hier geht es darum, alles aus den Zutaten herauszuholen. Es ist vielleicht nicht schick oder aufregend, aber die Schönheit liegt in der Schlichtheit: im säuerlichen Aroma von dunkelbraunem Roggenbrot, dem reinen Geschmack von Kaltwasserfisch und dem knackigen Genuss von Preiselbeeren. Du wirst vergeblich nach übermäßiger Fülle oder starker Würze suchen. Stattdessen wirst du Unverfälschtheit, Ausgewogenheit und einen tiefen Respekt für einfache Zutaten finden.

Hier ein Blick auf die kultigsten finnischen Gerichte und wo man sie kosten kann.

1. Ruisleipä – finnisches Roggenbrot

Roggen ist in Finnland nicht wegzudenken und die wichtigste Kohlenhydratquelle: Die Finnen essen mehr als 13 kg Roggen pro Jahr.

Das dicke, dunkle und saure Roggenbrot - auf Finnisch ruisleipä - ist die Basis vieler finnischer Gerichte. Es gibt viele verschiedene Arten von Roggenbrot, vom traditionellen runden Brot bis hin zum knusprigen Fladenbrot namens jälkiuunileipä. Roggenbrot schmeckt am besten, wenn es frisch aus dem Ofen und mit weicher Butter serviert wird, zusammen mit einem Teller warmer Lachssuppe. Roggenbrot gibt es in allen finnischen Supermärkten zu kaufen und wird in den meisten traditionellen Restaurants und Cafés des Landes angeboten.

Insider-Tipp: Koste es in einer lokalen Markthalle, z. B. in Helsinki, wo es köstliches Ruisleipä gibt. 

2. Karjalanpiirakka – karelische Pirogge

Eine der beliebtesten herzhaften Pasteten Finnlands ist die karjalanpiirakka, die karelische Pirogge. Das aus der Region Karelien stammende Gebäck besteht aus einer dünnen Roggenkruste, ist mit cremigem Reis gefüllt und wird traditionell mit einem Ei-Butter-Aufstrich serviert. Von der EU als garantiert traditionelle Spezialität anerkannt, dürfen nur Pasteten, die nach traditionellen Methoden und mit traditionellen Zutaten hergestellt werden, als karjalanpiirakka bezeichnet werden.

Ein naher Verwandter ist die Riisipiirakka – ähnlich in Aussehen und Geschmack, aber mit größerer Zubereitungsvielfalt. Es gibt sie in Bäckereien, Cafés und Supermärkten in ganz Finnland und ist ein schönes Beispiel dafür, wie sich Traditionen weiterentwickeln und gleichzeitig ihren Wurzeln treu bleiben.

Foto: Julia Kivelä, aitojamakuja.fi

3. Lohikeitto – Lachssuppe

Lohikeitto oder Lachssuppe ist eines der Gerichte, das die finnische Vorstellung von Gemütlichkeit perfekt entspricht. Mit mürben Lachsstücken, Kartoffeln, Karotten, Lauch und einem Hauch von Sahne ist sie eine einfache, herzhafte Suppe, ein echtes Soul Food. Eine großzügige Prise frischer Dill sorgt für den unverwechselbaren nordischen Geschmack. Es ist ein Klassiker für das Mittagessen außer Haus und wird in vielen traditionellen Restaurants serviert, aber auch oft zu Hause zubereitet, besonders wenn die Temperaturen draußen sinken.

Insider-Tipp: Einer der berühmtesten Orte, an denen du Lachssuppe probieren kannst, ist die Löyly Sauna und Restaurant in Helsinki.

4. Poronkäristys – Gebratenes Rentier

Poronkäristys ist eines der bekanntesten regionalen Gerichte Finnlands, vor allem im Norden. Es wird aus dünnen Scheiben Rentierfleisch zubereitet, die langsam mit Zwiebeln, Butter und oft einem Schuss Bier oder Brühe angebraten werden, bis sie ganz zart sind. Es wird traditionell mit Kartoffelpüree und Preiselbeeren serviert und ist ein Gericht, das sowohl bodenständig als auch raffiniert ist.

Die Rentierzucht ist seit Jahrhunderten Teil der samischen und arktischen finnischen Kultur, und dieses Gericht spiegelt die tiefe Verbundenheit zwischen Mensch, Tier und Land wider. Ja, Rentiere sind hier sehr beliebt – und ja, sie werden manchmal auch gegessen. Ähnlich wie Wild in anderen Teilen der Welt. So ist das Leben im Norden: saisonal, konkret und nachhaltig.

Insider-Tipp: Du bist in Helsinki und möchtest gerne ein Rentiergericht probieren? In traditionellen Restaurants wie Kolme Kruunua, Lappi oder Cella findest du leckere Renntier-Gerichte auf der Speisekarte.

Foto: Soili Jussila

5. Paistetut muikut - Gebratene Maräne

Muikku oder Maränen sind kleine Süßwasserfische aus den sauberen Seen Finnlands und ein echter Sommerfavorit. Sie werden leicht bemehlt in der Pfanne knusprig gebraten und oft im Ganzen mit Kartoffelpüree und einer Scheibe Zitrone serviert. Diese kleinen Fische sind sehr schmackhaft und beliebt, weil sie so unkompliziert zuzubereiten sind.

In Finnland ist die Maräne kein Fine Dining, sondern sie wird am Markt, bei Festivals, auf einer Tour im Hafen oder nach dem Saunieren oder Schwimmen genossen. Einheimische essen sie ungezwungen von Papptellern mit Gabeln, Fingern oder lassen sie gut gezielt im Mund verschwinden.

Insider-Tipp: Wenn du Ostfinnland besuchst, dann solltest du unbedingt nach Kuopio fahren, um das Restaurant Sampo aufzusuchen: Es ist eines der legendärsten Lokale, in dem seit 1931 Muikku serviert wird.

Foto: Julia Kivelä, aitojamakuja.fi

6. Leipäjuusto - Brotkäse

Leipäjuusto, auch als "Quietschkäse" bekannt, ist ein milder, unglaublich schmackhafter Käse, der in der Regel aus Kuhmilch hergestellt wird. Zuerst wird die Milch geronnen, dann wird sie im Ofen gebacken, und schließlich wird der Käse in dünne Scheiben geschnitten und serviert. Die Oberfläche des Käses erhält ihre gefleckte schwarz-weiße Färbung durch die Hitze des Ofens. Sein finnischer Name bedeutet „Brotkäse“ (da er wie Brot gebacken wird).

Leipäjuusto gibt es in den meisten Supermärkten in verschiedenen Größen in der Kühlabteilung neben anderen Käseprodukten. Dazu passen frische Moltebeeren - lakka oder hilla auf Finnisch - oder Moltebeermarmelade, lakkahillo.

Insider-Tipp: Leipäjuusto wird oft mit Moltebeermarmelade als Dessert serviert. Die Samen essen ihn traditionell in heißen, schwarzen Kaffee getunkt. Du solltest diese traditionelle Art, ihn zu essen, unbedingt probieren, um die perfekte Mischung aus weichem, fettigem Käse und heißem, bitterem Kaffee zu erleben.

Credits: Soili Jussila

7. Frühkartoffeln und Hering

Kaum etwas ist so typisch finnisch wie ein Teller mit Frühkartoffeln und eingelegtem Hering. Dieses Gericht, bekannt als uudet perunat ja silli, ist ein sommerliches Ritual, vor allem um Mittsommer.

Kartoffeln sind sehr beliebt: klein, frisch geerntet, mit dünner Schale und einem süßen, erdigen Geschmack, der sich durch das Wachstum in kühler Erde unter endlosem Tageslicht herausbildet. Die gekochten Kartoffeln werden mit einem Stückchen Butter, frischem Dill und einer Prise Salz serviert. Ganz simpel. Dazu eine oder zwei Scheiben eingelegter Hering, vielleicht mit Senf, Zwiebeln oder Sahnesoße, und schon hast du eine Mahlzeit zusammengestellt, die typisch nordisch ist.

Im Sommer, vor allem im Juni, findet man uudet perunat in allen Supermärkten und auf den meisten Marktplätzen. Eingelegter Hering in Dosen ist das ganze Jahr über erhältlich.

Bonus: Lokale Spezialitäten von kalakukko bis Schwarzwurst

Für authentisches Kalakukko solltest du im Sommer auf einem lokalen Markt in der Region Savo gehen.
Foto: Julia Kivelä, aitojamakuja.fi

Neben den nationalen Klassikern bietet Finnland eine Vielzahl von regionalen Spezialitäten, die man sonst nirgendwo findet. Das sind die Gerichte, die die Einheimischen seit ihrer Kindheit begleiten.

In der ostfinnischen Region Savo wirst du Kalakukko überall finden. Eine Füllung aus Fisch und Schweinefleisch wird in einer Roggenkruste gebacken. Es ist herzhaft und schmeckt überraschend gut. Die warme Kruste schmeckt am besten, wenn man sie mit zerlassener Butter bestreicht.

In Tampere ist die Mustamakkara ein Muss. Es handelt sich um eine schwarze Wurst, die heiß mit Preiselbeermarmelade serviert wird und am besten direkt von einem Marktstand  gegessen wird. Sie wird aus Schweinefleisch, Blut und Gerste hergestellt und ist deftig, sättigend und sehr beliebt.

Solltest du Richtung Norden fahren, dann wirst du möglicherweise  Rönttönen probieren, einen kleinen offenen Roggenkuchen aus der Region Kainuu, der mit zerdrückten Kartoffeln und Preiselbeeren gefüllt ist.

Im Schärengebiet solltest du unbedingt ein Stück Saaristolaisleipä probieren – ein dunkles, süßliches Roggenbrot, das mit Malz und Sirup hergestellt wird. Es ist herzhaft und saftig und wird oft mit Butter und Räucherlachs belegt gegessen.

In Savonlinna ist Lörtsy das beliebteste lokale Gebäck. Es handelt sich um eine dünne, halbmondförmige Teigtasche, die entweder mit herzhaftem Fleisch oder süßem Apfel gefüllt ist. Es ist ein Street Food mit Kleinstadt-Flair, das in Savonlinna besonders bekannt ist.

In Lappeenranta solltest du nach VetyAtomi Ausschau halten, zwei  traditionelle Spezialitäten dieser Region, bei denen es sich um  mit Fleisch gefüllte Brötchen handelt. Vety (was auf Finnisch „Wasserstoff“ bedeutet) wird mit Schinken und Ei zubereitet. Atomi („Atom“) enthält nur eine der beiden Zutaten. Niemand weiß, warum sie so heißen, aber alle sind sich einig, dass sie ein unverzichtbarer Imbiss nach dem Schwimmen, nach einer Party oder nach jeder anderen Aktivität sind.

Und in Südkarelien gibt es Lemin särä, eines der ältesten traditionellen Gerichte Finnlands. Es handelt sich um Lammfleisch und Kartoffeln, die stundenlang in einem Holztrog langsam geschmort werden. Authentisches Lemin särä findest du im Restaurant Kippurasarvi in Lemi.

Mustamakkara ist ein fester Bestandteil der kulinarischen Szene von Tampere.
Foto : Visit Tampere, Laura Vanzo
Saaristolaisleipä wird oft mit geräuchertem oder gebratenem Lachs belegt.
Foto: NLUX, Jaska Poikonen

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